2 Jun 2025 | Auf den Spuren der "Urkatastrophe": Besuch der Gedenkstätte Verdun![]() Die Aussage dieser Schülerin, stellvertretend für viele ähnliche Rückmeldungen, erklärt, warum es gerade in unserer Zeit so bedeutsam ist, das historische Schlachtfeld von Verdun aufzusuchen. Am letzten Wandertag besuchten daher die 9. Jahrgangsstufe sowie die Klasse 10d, begleitet von ihren Klassen- und Geschichtslehrern, diesen symbolischen Ort des Massensterbens im Ersten Weltkrieg. Bereits während der Fahrt über das Terrain konnten sich die Schülerinnen und Schüler die vernarbte Landschaft mit überwucherten Granattrichtern anschauen. Später erfuhren sie, dass das Gelände nach den Kampfhandlungen einem Sondermülldepot glich, weil Granaten, Gasmunition und Sprengstoff den Boden vergiftet hatten. Überrascht hat mich, dass man noch heute die Spuren der Schlacht von Verdun in der Natur erkennen kann. (Levin) Zwei Vertreter des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Frau Kohlberger und Herr Köppl, begleiteten unsere Schülergruppen fachkundig und mit großem Interesse an den Fragen der Jugendlichen, worauf sie kompetent zu antworten wussten und sehr viel Wissenswertes vermitteln konnten. Die Führung begann am markanten Gebäude des Beinhauses, wo die Schülerinnen und Schüler aufgefordert wurden, durch die Fensterreihe einen Blick in die Grabkammern mit den sterblichen Überresten zu werfen. Der Anblick der gestapelten Knochen und Schädel wie auch der Besuch des Gräberfelds von Douaumont riefen oft beklemmende Eindrücke bei den jugendlichen Besucherinnen und Besuchern hervor: Mich hat der Gedanke sehr bewegt, dass zu jedem der abertausende Kreuze und Grabsteine mindestens ein Mensch gehört, der bei der Schlacht von Verdun gestorben ist. (Jakob) Etwas, das ich nie vergessen werde, sind die vielen Gräber auf dem Soldatenfriedhof. Auch wenn auf dem Friedhof längst nicht alle Gefallenen ruhen, hinterließ der Anblick der vielen Gräber und Namen ein wie eingebranntes Bild in meinem Kopf. (Tammo) Mich hat das Ausmaß des Krieges erschüttert, obwohl wir "nur" die Gräber und Überreste der Verstorbenen im Gebeinhaus gesehen haben. Und das waren nicht einmal annähernd alle Kriegstote.(Elia) Jedes Grab stand für einen oder mehrere für nichts gestorbene Soldaten. Es hat mir verdeutlicht, wie unnötig dieser Krieg war und dass so etwas nie wieder passieren sollte. (Franziska) Anschließend besuchten die Gruppen das Gelände, auf dem sich seinerzeit das Dorf Fleury befand, das komplett zerstört und nach dem Krieg wie weitere acht Dörfer im ehemaligen Kampfgebiet nicht mehr wiederaufgebaut wurde. Wo einst an die 500 Menschen lebten, steht jetzt nur noch ein kleiner Wald, mit Bombentrichtern übersät. Vom Dorf sind nur noch der Name und die Markierungen von Straßen und Gebäuden geblieben. (Luisa) Ich fand es überraschend, dass nach dem Krieg auf dem Boden nichts mehr wachsen und überhaupt kein Mensch mehr dort leben konnte. (Arman) Den Abschluss der Führung bildete die Begehung des Fort Vaux. Insbesondere die Schilderung der Lebensumstände der dort belagerten französischen Soldaten illustrierte den Jugendlichen die Intensität und Grausamkeit des Kampfgeschehens, die menschenunwürdigen Bedingungen wie zunehmender Wassermangel und unerträgliche hygienische Zustände innerhalb der Festung. Gelernt habe ich, dass die Kämpfe um das Fort Vaux auch im Inneren der Festung stattfanden und dass es, um ein paar Meter eines Ganges zu erobern, manchmal Tage gebraucht hat. (Aiken) Mich hat sehr bewegt, von den verzweifelten Menschen im Fort Vaux zu hören, wie sie unter Wassermangel und hohen psychischen Belastungen litten. (Markus) Für die Soldaten muss es eine ungeheure psychische Belastung gewesen sein, so dass sie ihr Leben dort mit der Hölle verglichen. (Mika) Sicherlich war die Exkursion mit ihrer langen An- und Rückfahrt und dem fünfstündigen Programm anstrengend. Die Begegnung mit der Geschichte vor Ort sorgt aber in den Lerngruppen für besonders nachhaltige Erkenntnisse, von denen hier stellvertretend einige in Auszügen wiedergegeben werden: Krieg ist so viel mehr als der Schmerz und Kampf um Leben und Tod, sondern auf so vielen weiteren Ebenen traumatisierend. (Antonia) Am schockierendsten war für mich die Vorstellung, wie dort vor über hundert Jahren so viele Menschen so sinnlos gekämpft haben. (Mirjam) Ich habe gelernt, dass es im Krieg keine Gewinner gibt. Alle Seiten, die an einem Krieg beteiligt sind, verlieren. (Ali) Trotz langer Anreise und vergleichsweise hoher Fahrtkosten waren sich alle Mitfahrenden einig, dass sie den Besuch der Schlachtfelder von Verdun uneingeschränkt für die kommenden 9. Klassen empfehlen, so intensiv waren ihre Eindrücke. Erfreulicherweise wurde die Gedenkstättenfahrt vom rheinland-pfälzischen Bildungsministerium gefördert, welches Mittel für die Auseinandersetzung mit der Geschichte politischer Gewaltherrschaft bereitstellt und damit Erinnerungskultur stärkt. Jutta Bartolosch (Fotos, u. a. in der Fotogalerie von: Astrid Sibbe, Guido Brümmer, Jutta Bartolosch) |