3 Sep 2020 | Touristenattraktion oder ein "Faustschlag aus Stein" (K. Tucholsky)? Unterrichtsgang der Klasse 10d zum Kaiser-Wilhelm-DenkmalWilhelm I.? Wilhelm II.?? Oder gar Bismarck??? Manchmal sind sich die Touristen, die Koblenz besuchen, nicht ganz einig in der Frage, wer am Deutschen Eck auf dem Ross sitzt. Da sollten sie mal die Schülerinnen und Schüler der 10d fragen, die bei einem Unterrichtsgang in ihrer Geschichtsstunde das 1897 eingeweihte Denkmal genauer analysierten. "WILHELM DEM GROSSEN" steht dort in Riesenbuchstaben eingemeißelt, ein Titel, der auf Wilhelm II. zurückgeht, sich aber nicht durchsetzen konnte. Die Bedeutung der Genienfigur, die die Kaiserkrone trägt, aber nicht das Pferd Wilhelms I. führt, galt es ebenso zu entschlüsseln wie die Funktion des Reliefs mit dem Reichsadler, der grässliche Schlangen packt. Die Lerngruppe gelangte als Fazit ihrer Untersuchungsergebnisse zu der Erkenntnis, dass das Denkmal Ausdruck des wilhelminischen Zeitgeistes ist und ideologischen Zwecken diente, bevor es nach dem Zweiten Weltkrieg als Mahnmal der Deutschen Einheit fungierte und 1993 wiederhergestellt wurde. Kritisch setzten sich die Schülerinnen und Schüler mit der Frage auseinander, wie wir heute mit Denkmälern aus vergangenen Zeiten umgehen sollten, und zogen dazu Parallelen zu der aktuellen Debatte um die Zerstörung kolonialer Denkmäler.Jutta Bartolosch |