Categories: Blog Osaka 2015

Reise ins Unbekannte

Start der Reise

Anfang 2015 begann unsere abenteuerliche Reise. Wir, Tobias Jacob und Michael Nguyen, hatten die Idee mit unserem technischem Interesse Blinden im Alltag zu helfen. Dabei entwickelten wir ein Gerät, welches wir Addsense nennen. Mit unserer Erfindung kann man Hindernisse über Vibrationen am Bauch wahrnehmen. Wir reichten die Idee beim Jugend Forscht Wettbewerb ein ohne große Erwartungen. Das Projekt kam bei den Besuchern und der Jury erstaunlich gut an und wir schafften es sogar bis zum Bundeswettbewerb. Dank Jugend Forscht veränderte sich unser Leben und wir konnten mit unserer kleinen Erfindung zu vielen Menschen sprechen und sie inspirieren. Zudem haben wir bei dem Prozess der Entwicklung und der Verbesserung des Addsense unglaublich viel gelernt und unzählige Rückschläge überwunden. Noch heute vermissen wir die langen Nächte, an denen wir ohne Pause am Projekt arbeiteten, während wir die Werbung von Spotify schon nachsprechen konnten. Allein dafür war es wert, beim Wettbewerb teilzunehmen. Außerdem haben wir viele andere MINT-Begeisterte kennengelernt und nahmen zusammen einzigartige Momente mit.

Überraschung

Dann am 10. Juni wurden wir vom Schulleiter Herr Zimmerschied in sein Büro gerufen. Wir dachten, uns erwartet Ärger, doch so war es nicht. Ganz im Gegenteil, was uns an diesem Tag gesagt wurde, raubte uns den Atem. Das nationale Excellence-Schulnetzwerk MINT-EC fragte uns, ob wir im Namen von Jugend Forscht, MINT-EC, Gesamtmetall und unserer Schule dem Max-von-Laue Gymnasium in Japan an der Student Fair der Super Science High School (SSH) mit unserem Jugend Forscht Projekt teilnehmen wollen. MINT-EC würde mit Unterstützung des Japanisch-Deutschen Zentrums Berlin alle Kosten übernehmen und für uns eine außergewöhnliche Reise nach Osaka, Nara und Kyoto organisieren. Wir konnten es nicht fassen. Direkt an dem Tag sagten wir ihnen zu und nahmen den Herrn Hebestedt als Unterstützung gleich mit. Damit fingen die Vorbereitungen für die große Reise an und wir wurden zu einem Treffen mit MINT-EC in Berlin eingeladen. Dort lernten wir unsere Mitreisenden Felix, Lisa, Marius, Lukas, Klaus, Gabi und Joe kennen. Außerdem bekamen wir einen Exkurs in Japanisch und japanischer Knigge. Am 1. August war es dann so weit. Wir saßen alle zusammen im Flieger nach Japan, aufgeregt, was alles in den 10 Tagen auf uns zukommen wird. Bei dem 12-stündigem Flug mit Zwischenstopp in Seoul traten wir schon in den ersten Kontakt mit der koreanischen und der japanischen Kultur. Wir probierten die ostasiatische Küche und lernten am Flughafen die berühmten, japanischen Hightech-Toiletten kennen. Bei der Ankunft spürten wir direkt den Kulturschock. Die Straßen waren blitzblank sauber, die Japaner verbeugten sich bei der Begrüßung und spätestens beim Essen fühlten wir uns wie in einer anderen Welt.

Geschichte, Kultur und Samurai Schwerter

Unser Abenteuer führte schon am ersten Tag nach der Anreise zu der Tempelanlage Tōdai-ji in Nara. Die Großstadt Nara war bis zum Ende des 8. Jahrhunderts die Hauptstadt von Japan. Recht schnell hatten wir uns schon neue, "heilige" Freunde gemacht, die uns in Horden verfolgten, sobald wir sie fütterten. Es waren freie Sikahirsche, welche besonders früher in Japan als sehr heilige Tiere gepriesen wurden und heute zum Stadtbild gehören. Der östliche große Tempel Tōdai-ji ist mit einer Breite von 57 Metern und einer Tiefe von 50 Metern das größte Holzgebäude der Welt. In der Haupthalle steht eine Daibutsu-Statue (großer Buddha) aus dem 8. Jahrhundert mit einer Höhe von 15 Metern. Neben der Statue stützt eine dicke Holzsäule das Gebäude, welches ein Loch besitzt, durch das man kriechen kann, um für 1 Jahr Gesundheit zu erlangen. Natürlich mussten wir es ausprobieren. Dank unserer Übersetzerin und Begleiterin Frau Hattori lernten wir auch etwas über die japanische Geschichte und Mythologie. Zum Beispiel, dass alle Gebäude nach japanischer Tradition komplett aus Holz gebaut wurden und unfassbar oft von Feinden oder Blitzeinschlägen verbrannt sind. Um dem Feuer und den Naturkatastrophen zu entkommen, bemalte man die Gebäude mit bestimmten Farben oder baute Skulpturen, um Schutz von den Göttern zu erlangen. Außerdem durften wir in einem Samurai Shop ein 400 Jahre altes Katana in den Händen halten und die faszinierende, japanische Schmiedekunst bewundern. Abends besuchten wir noch das National Bunraku Theatre in Osaka, in dem wir eine alte Form des Puppentheaters erlebten.

Die Student Fair

Am 4. August fing die Student Fair der SSH an, der Mittelpunkt unserer Reise und wir waren gespannt auf die japanischen Schüler und die ausländischen Delegationen. In Schwarz-Weiß betraten wir mit unserer Student Fair-Begleiterin Frau Otsu das riesige Gelände und wurden von unzähligen, unterschiedlichen Mitarbeitern der Veranstaltung zur Halle geleitet. Allein auf unserem gemeinsamen Weg zum Stand zeigten uns mindestens 10 Arbeiter wie Fluglotsen den Weg an. Nachdem wir unser Plakat an die Wand brachten und unser Projekt aufbauten, wurden wir zu einer Versammlung mit dem Veranstalter und den ausländischen Delegationen gebeten. Nach einer Willkommens-Rede stellte sich jedes Land in ihrer nationalen Tracht und im Namen ihrer Schule vor. Danach teilte man uns in verschiedene Gruppen, um sich besser kennenzulernen. In den folgenden 3 Tage erklärten wir unser Projekt am Stand auf Englisch, gestikulierten wie verrückt und lachten viel. Dabei tauschten wir mit einer geübten Verbeugung unsere Visitenkarten aus und erhielten "Good Job" Sticker mit positiven Kommentaren der Besucher. Die Kommunikation mit den Japanern gefiel uns sehr, obwohl der größere Teil kein Englisch sprechen konnte. Da mussten wir kreativ werden und den Ultraschall einer Fledermaus oder Sehbehinderte gestikulieren. Man könnte behaupten, wir seien nun Pantomime-Profis. Zwischendurch hielten wir eine Oral Presentation auf Englisch vor einem größerem Publikum und setzten unzähligen Menschen unser Addsense auf. Wir konnten bemerkenswert viele Besucher für das Projekt begeistern und manch einer wollte sogar unsere Idee für ein blindes Familienmitglied nachbauen, was uns sehr berührte. Ab dem Punkt waren wir uns sicher, dass wir etwas verändert haben. Mit genügend Motivation, Ausdauer, Interesse, Spaß und Teamwork kann man unglaubliche Dinge vollbringen, egal wie groß die Auswirkungen sind. Allein diese Erkenntnis machte uns glücklich und wir konnten mit fester Überzeugung unsere Idee an einigen Menschen weitergeben. Schließlich gewannen wir den Publikumspreis für das beste ausländische Projekt und durften im Namen aller ausländischen Delegation, MINT-EC, Jugend Forscht, dem Max-von-Laue Gymnasium vor etwa 3000 Gästen auf die Bühne. Im Nachhinein bekamen wir noch vom Präsidenten der SSH eine Urkunde überreicht. In dem Moment konnten wir nicht dankbarer sein und verbeugten uns traditionsgemäß vor versammeltem Publikum. Danach tauschten wir unsere Kontaktdaten und Geschenke mit den anderen Teilnehmern aus und machten Gruppenbilder und Selfies bis alles abgebaut war. Zum Schluss wurden wir von den japanischen Schülern zu ihrer Schule in Kyoto eingeladen. Dort spielte man uns als Einstieg in ein kleines Programm japanische Musik auf einem Koto (eine 13 Saiten bespannte Wölbbrettzither) vor. Daraufhin bekamen wir einen Kurs in der japanischen Kunst des Papierfaltens, Origami und aßen zusammen ein letztes Mal. Wir verabschiedeten und bedankten uns für die Gastfreundlichkeit und machten uns zum nächsten Abschnitt unserer Reise auf.

Kyoto: Durch die alte Kaiserstadt

Ab dem 9. bis zum 19.Jahrhundert war Kyoto der Hauptsitz und die "kaiserliche Residenz" von Japan. Bis heute blieben die meisten historischen Gebäude sowie die alten japanischen Traditionen erhalten. Darum war für uns dieser Teil der Reise besonders interessant. Wir wurden im Kiyomizu Youth Hostel, einem traditionellem Holzgebäude, untergebracht. Insgesamt waren wir nun in 3 unterschiedlichen Hotels und einem Hostel. Dadurch konnten wir verschiedene Seiten Japans erleben, was uns ganz gut gefiel. Als wir dann in Kyoto auf Tempelsuche gingen, empfahl uns Frau Hattori, beim Sanjūsangendō Tempel vorbeizuschauen. Was wir im buddhistischen Tempel sahen, war überwältigend. 1001 vergoldete Holzstatuen zur Ehre der "Tausendarmigen Kannon" befanden sich im Inneren. Götter- und Wächterfiguren mit unterschiedlichen Fähigkeiten standen vor der Kannon. Laut Frau Hattori wurden viele dieser Götter aus dem Hindu in den Buddhismus übernommen. Nach langer Wanderung aßen wir im edlen Junsei Restaurant Mengen an frischen Yudofu (im heißem Wasser gekochter Tofu) und setzten unsere Reise mit vollem Magen fort. Wir folgten dem Philosophenweg neben einem Kanal mit starker Strömung und lauschten der Natur. Für etwas mehr Entspannung besuchten wir einen Zen-Garten und bewunderten die Detailgenauigkeit der japanischen Mönche in den Miniaturlandschaften. Am letzten Tag lernten wir sogar einen Mönch kennen, welcher uns eine originale Tee-Zeremonie mit seiner Assistentin vorführte und uns das Meditieren lehrte. Zudem durften wir Fragen über sein Leben und seinem Glaube stellen. Sein Ziel war es einen vertrauenswürdigen Nachfolger für den Tempel zu finden, um auf eine Weltreise aufzubrechen. Am Nachmittag besuchten wir noch eine Kimono-Modeschau und man zeigte uns den Prozess der Herstellung an einem alten, hölzernem Gerät. Dann am Abend aßen wir zum Abschluss Sushi und spazierten das letzte Mal durch die wunderschönen Gassen von Kyoto.

Ende der Reise

Am 10. August mussten wir relativ früh raus, um unseren Flieger zurück nach Deutschland zu kriegen. Wir verabschiedeten uns beim Besitzer des Hostels und nahmen ein letztes Bild mit der Frau Hattori vor dem Haus auf. Die Reise war vorbei. Wie viel wir in diesen 10 Tagen erlebt haben ist unvorstellbar. Irgendwo war es auch eine Erleichterung zurückzufliegen, da wir von den langen Wanderstrecken, dem Wettbewerb und dem Mangel an Schlaf unglaublich erschöpft waren. Nichtsdestotrotz konnten wir wertvolle Erfahrung mitnehmen und eine komplett andere Kultur kennenlernen. Wir durften überall an geordneten Schlangen stehen und die respektvolle Mentalität der Japaner erfahren. Wir durften unterschiedliche, japanische Gerichte probieren und vor einer beachtlichen Masse sprechen. Wir durften Vieles und alles zum ersten Mal. Nochmal einen großen Dank an MINT-EC, Jugend Forscht, das Japanisch-Deutsche Zentrum Berlin (JDZB) und das Max-von-Laue Gymnasium, die uns diese traumhafte Reise ermöglicht haben. Unser besonderer Dank gilt noch Joe (Johnnes) Brattke vom MINT-EC, welcher mit Tatjana Wonneberg vom JDZB und Herrn Gollub von MINT-EC & Gesamtmetall die Reise vorgeplant hat und natürlich Frau Hattori & Frau Otsu für das Übersetzen und Begleiten. Dabei muss man erwähnen, dass Frau Hattori ihre Freizeit opferte, um uns zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten zu führen und uns von der Geschichte Japans zu erzählen. Diese Reise wird uns auf Ewig in Erinnerung bleiben, denn die deutsche MINT-EC Delegation 2015 war in Japan.

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