Die Coles sprechen über ihr Leben, das Schicksal der Großeltern Cohn und über die Gefahren, die auch heute noch von Fremdenhass und Vorurteilen gegenüber anderen Kulturen und Religionen, Lebenswelten und Denkweisen ausgehen.
Am 11. März 2016 war es soweit: Freitag, 5./6. Stunde, kein normaler Unterricht wie sonst – wir bekamen Besuch: Einige Wochen zuvor hatten die Geschwister Carol Kleinman und Steven Cole aus den USA Kontakt zu unserer Schule aufgenommen, und nun waren sie auf Einladung unserer Lehrerinnen Frau Geisen, Frau Schröder und Frau Hammes und unseres Lehrers Herrn
Die Klasse 10c und der 12er-Englisch-LK, alle waren versammelt und wir waren gespannt. Die Familie kam für die Stolpersteinverlegung in der Rizzastraße 27 extra aus den USA angereist, und sie hatte sich einen Tag vor diesem besonderen Ereignis Zeit für uns genommen. Thema der Präsentation: die Geschichte der jüdischen Familie Cohn in Deutschland, die Verfolgung während der NS-Zeit und die anschließende Flucht in die USA.
Zuerst wurden die Gäste von Herrn Dr. Zimmerschied begrüßt. Herr Cole erläuterte das Leben der Cohns in Koblenz. Siegfried Cohn, sein Großvater, lebte in Koblenz. Er hatte die deutsche Staatsbürgerschaft, diente im Ersten Weltkrieg, war Inhaber eines Schuhgeschäft mit zahlreichen Mitarbeitern – er war Jude, und er war in die Gesellschaft integriert. Als Hitler 1933 an die Macht kam, wurde sein Geschäft erst boykottiert, dann nahm man es ihm. 1942 wurden er und seine Frau Selma nach Izbica (Polen) deportiert, wo sie ermordet wurden.
Siegfried Cohns Tochter Anneliese verließ Deutschland noch vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Doch kurze Zeit später kehrte sie zurück, weil sie ihre Eltern vermisste. Als sie dann erneut den Beschluss fasste, aus ihrem Heimatland wegzugehen, war es zu spät: Die Nationalsozialisten hatten 1941 ein Auswanderungsverbot für Juden verhängt. Auch sie wurde deportiert, zusammen mit Robert Fröhlich, ihrem Ehemann. Anneliese starb in einem Lager in Chelmno, Robert in Lodz (Polen).
Herr Cohn hatte ein weiteres Kind: Walter. Dieser wanderte mit seiner Ehefrau 1938 in die USA aus, wo sie sich zusammen ein neues Leben aufbauten. Er trat der Armee bei und wurde nach fünf Jahren US-amerikanischer Staatsbürger. Während seiner Zeit bei der Army arbeitete er in einem Kriegsgefangenenlager und änderte seinen Nachnamen in 'Cole'. Was aus seinen Eltern und seiner Schwester wurde, wusste er lange Zeit nicht. Seine Kinder, Steven und Carol, wurden beide in Amerika geboren, wuchsen dort auf und waren nun das erste Mal in der einstigen Heimat ihrer Eltern und Großeltern; letztere starben, weil sie an dem Land festhielten, das für sie Heimat war und das sich gegen sie wandte.
Nach dem Vortrag stellten wir Fragen. Auf die Frage nach Diskriminierung in den USA antwortete die Familie, dass es in Kansas, wo sie wohnt, viel Toleranz gibt, allerdings erwähnten die Coles und Kleinmans auch, dass sie eher jüdische Freunde haben – man fühlt sich einander verbunden. Trotz ihrer Verwurzelung in Deutschland sind sie glücklich, in Amerika sein zu dürfen, und fühlen sich dort zuhause. Allerdings sind sie froh, dass der Kreis sich jetzt schließt: Der Besuch hier in Koblenz ist für die Familie ein wichtiger Schritt. Für die Kinder, Lauren und Olivia, wird die Familiengeschichte so viel greifbarer, auch haben die Recherchen im Vorfeld der Reise einiges zutage gefördert, was auch Steven Cole und Carol Kleinman noch nicht wussten. Beide sind der Meinung, dass man für die Gleichberechtigung aller Menschen kämpfen sollte und dass man versuchen sollte, ein besserer Mensch zu sein, um so auch dem im Alltag immer wieder auftauchenden Antisemitismus besser begegnen zu können.
Steven Cole veranschaulichte das Leben seiner Familie in Deutschland insbesondere auch durch eine Reihe von Fotos während des Vortrags: Alte Fotos von der Schule, von der Kindheit und von der Lebenssituation zeigen, dass das Leben der Familie sich kaum von unserem unterschied. Sie waren genauso wie wir, ihr Leben war genauso wie unseres, und trotzdem wurden sie verfolgt, deportiert und ermordet. Was unterscheidet sie also von uns? Die Antwort ist: nichts – außer ihre Religion.
Was damals das Problem war, ist heute noch aktuell, auch in Deutschland, was sich beispielsweise an den NSU-Morden erkennen lässt oder an den PEGIDA-Demonstrationen. Auch in den USA zeigt die Popularität von Donald Trump, dass wir noch nicht so weit sind, wie wir denken. Darüber sagt Herr Cole, dass Trump dieselbe Sprache benutzt wie Hitler damals, er werde durch Hass angetrieben, und das sei es, was ihn gefährlich mache, und zwar nicht nur für Amerika, sondern für die ganze Welt.
Was will Steven Cole uns für unser Leben mitgeben? Wir sind alle gleich, egal, an welchen Gott wir glauben oder ob wir überhaupt an eine höhere Macht glauben.
Wir bedanken uns herzlich bei der Familie Cohn/Cole für diesen informativen und interessanten Besuch!
– von Nada Douwa
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