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Die „Knochenmühle“ von Verdun: Zu Besuch in der Erinnerungsstätte der Schlacht von Verdun

„Gedenkstätten sind Orte gemeinsamen Lernens und Gedenkens sowie der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Erinnerungskulturen.“

Das, was die Bundeszentrale für politische Bildung zur Funktion von Gedenkstättenbesuchen im Allgemeinen formuliert, konnten die Schülerinnen und Schüler der Klassen 9a, 9b, 9c und 10d auf ihrer Exkursion nach Verdun am 13. Juni konkret erfahren und hautnah erleben. So entfalten auch 110 Jahre nach Beginn des Ersten Weltkriegs die Schlachtfelder von Verdun ihre Wirkung auf heutige Besucher. Schon bei der Anfahrt zum Fort Douaumont, der ersten Besichtigungsstation, entdeckten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unzählige Granattrichter, die die Landschaft zerfurcht haben. Das Grauen des Krieges konnten die Jugendlichen bei der Führung durch das Fort sehr gut nachempfinden, insbesondere als sie von den erbärmlichen hygienischen Bedingungen hörten, unter denen die Soldaten leiden mussten und die bei etwa 30 Prozent zum Tod führten. Die Erfahrungen der Frontsoldaten und ihr Alltag sowie die Hintergründe der Schlacht wurde den Lerngruppen im Museum, dem Mémorial de Verdun, nahegebracht, wo die Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Schwerpunkte setzen durften.

Dass ganze Dörfer unter dem Granatenbeschuss von deutscher wie französischer Seite völlig zerstört wurden, erfuhren die jugendlichen Besucherinnen und Besucher an einer weiteren Station der Führung, im Dorf Fleury, das dem Erdboden gleichgemacht wurde, bis heute zwar keine Einwohner, aber eine Postleitzahl und einen Bürgermeister hat. Den Abschluss der Besichtigungen bildete das Beinhaus, das die sterblichen Überreste von 130.000 nicht identifizierten deutschen und französischen Soldaten beherbergt. Beklemmend fanden die Schülerinnen und Schüler die Menge an Knochen, die sie von außen durch die Fenster sehen konnten. Auf dem davor befindlichen Gräberfeld mit den weißen Kreuzen für über 16.000 gefallene Soldaten erfuhren sie auch Wissenswertes über den schwierigen, aber letztendlich erfolgreichen Weg der Annäherung zwischen Franzosen und Deutschen. So ist es sicherlich eine Mut machende Entwicklung, dass die ehemals verfeindeten Staaten nun gemeinsam und in Freundschaft verbunden an die furchtbaren und sinnlosen Schlachten erinnern.

Besonderer Dank gilt den beiden absolut kompetenten Vertretern des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Herrn Baus und Herrn Köppl, die die beiden Großgruppen mit vielen interessanten Fakten versorgten und mit passenden Fragen und Impulsen die Schülerinnen und Schüler zum Nachdenken brachten.
Auch wenn die infolge von Grenzkontrollen im Vorfeld der Fußball-EM überdurchschnittlich lange An- und Rückfahrt von vielen als anstrengend empfunden wurde, fiel das Fazit der Lerngruppen recht positiv aus. Empfanden viele die zernarbte Landschaft mit den Überresten des Krieges als wirkmächtigen stummen Zeitzeugen, waren andere vom Beinhaus und den Soldatenfriedhöfen als Mahnmal des Krieges besonders beeindruckt. Hier einige Stimmen aus Reflexionen:
„Überrascht hat mich, dass bis heute immer noch Gebeine und Reste von Waffen gefunden werden.“ (Emmanuela)
„Am schockierendsten waren für mich die unfassbar vielen Toten.“
„Ich wusste zwar schon, wie brutal der Erste Weltkrieg in Verdun war, aber dies real zu betrachten, hat mich dennoch erschüttert.“ (Elina)
„So viele Knochen zu sehen, die alle früher Menschen gehörten, ist etwas, was ich nicht vergessen werde.“ (Dmytro)
„Gelernt habe ich, welche Ausmaße die Schrecken des Krieges wirklich hatten.“ (Paul)

Bleibt als Fazit festzuhalten: Das Einstiegszitat aufgreifend hat der Besuch der Erinnerungsstätte Verdun ein gemeinsames Lernen und Gedenken sowie die Auseinandersetzung mit unserer Erinnerung an die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ (George F. Kennan) befördert.

Jutta Bartolosch

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